Martin Schulze fährt einen der ersten Methangasschlepper von New Holland in Deutschland. Gekauft hat er ihn bei der NEWTEC in Manschnow. Für die Maschine hat der Landwirt und Biogasanlagenbetreiber aus Brandenburg eigens eine Aufbereitungsanlage und Tankstelle eingerichtet. Warum? Er ist sicher: Es ist eine Investition in die Zukunft.

Kurz und knapp:

  • Martin Schulze fährt einen der ersten Methangasschlepper von New Holland in Deutschland. Gekauft hat er ihn bei der NEWTEC in Manschnow.
  • Für die Maschine hat der Landwirt und Biogasanlagenbetreiber aus Brandenburg eigens eine Aufbereitungsanlage und Tankstelle eingerichtet.
  • Schulze erzählt, wo er die Maschine einsetzt und welche Herausforderungen es gibt. Für ihn ist der Methangasschlepper eine Investition in die Zukunft.

„Wenn ihr so weit seid, sagt mir Bescheid.“ Martin Schulze hat Wort gehalten. Als der Methangasschlepper von New Holland 2022 serienreif auf den Markt gebracht wurde, kaufte der Landwirt aus Dolgelin bei seiner NEWTEC-Niederlassung in Manschnow „seine“ Maschine. Verkäufer Sebastian Weilandt unterstützte seinen Kunden außerdem bei der Suche nach einer passenden Aufbereitungsanlage und Tankstelle.

Ein Großanlagenbetreiber ist Martin Schulze nicht. Er benötigte, wenn der T6.180 laufen sollte, eine Gasaufbereitung und eine Tankstelle. Eine kleine Einheit zu finden war nicht ganz einfach. Gemeinsam mit NEWTEC-Verkäufer Sebastian Weilandt suchte und fand er schließlich einen Aufbereitungs-Prototypen von Pöttinger und eine Gastankstelle von Bauer Kompressionen.

Martin Schulze hat eigens eine Aufbereitungsanlage und Tankstelle eingerichtet.

Familienbetrieb ist Vorreiter beim Thema Biogas

„Martin Schulze ist ein Enthusiast. Er hat seinerzeit auch die erste Biogasanlage in Ostbrandenburg selber gebaut – ein Vorreiter beim Thema Biogas“, erklärt Weilandt. Schulze, stellvertretender Regionalgruppensprecher Berlin-Brandenburg im Fachverband Biogas, bewirtschaftet in Dolgelin 350 Hektar und betreibt eine Biogasanlage. „Ich habe 1991 mit dem alten Familienbetrieb wieder angefangen. Wir bauen heute auf ungefähr je 80 Hektar Roggen, Weizen, Gerste und Mais für die Biogasanlage an, außerdem noch ein bisschen Leindotter, Nackthafer und Waldstaudenroggenvermehrung. Die Biogasanlage habe ich vor 20 Jahren gebaut.

Schlepper läuft sechs Stunden unter Volllast

Bedeutung von Schleppern im Klimaschutz nimmt zu

Die Landwirtschaft fährt Diesel. Noch – denn wenn es darum geht, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, rücken Schlepper zunehmend ins Blickfeld. 2022 waren laut Bundesministerium für Digitales und Verkehr rund 1,7 Mio. land- und forstwirtschaftliche Zugmaschinen in Deutschland registriert.

Wie kann dieser Fuhrpark seinen Beitrag leisten, die Menge an klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid zu verringern? Der Fachverband Landtechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) fordert in einer Pressemitteilung im Januar 2023 von der Politik eine „klare Roadmap für alternative Kraftstoffe in der Landwirtschaft und darüber hinaus“.

Der New Holland Methangasschlepper läuft auf dem Betrieb Schulze vor den Drillmaschinen, der Spritze, der Scheibenegge und den Grubbern. „Das Gelände sollte flach sein“, weiß Schulze. Der Schlepper läuft sechs Stunden unter Volllast. An die Drehzahlstabilität beim Gasschlepper musste sich der Fahrer gewöhnen. „Aber deshalb bleibt er nicht stehen oder zieht schlechter. Es ist eben einfach anders“, sind Schulzes Erfahrungen aus der Praxis.

Das Gas, das er nach der Saison nicht für den Methangasschlepper benötigt, ins Netz einzuspeisen, rechnet sich für ihn aufgrund fehlender Größe nicht. Die Anschlusskosten sind sehr hoch. Hinzu kommt, dass es mindestens zwei Jahre dauern würde, bis die Einspeisung beginnen könnte. „Das ist ein Hemmnis, wenn ich auf die Wirtschaftlichkeit schaue. Ich brauche den Treibstoff auf dem Hof in der Saison in Mengen. Aber was mache ich mit der Anlage, wenn der Schlepper steht? Das macht meinen Treibstoff teuer.“ Bei Betreibern, die große Gasaufbereitungsanlagen haben, ist das einfacher: Sie zweigen ihre Mengen für den Methangasschlepper ab und leiten den Rest ins Netz ab. „Aber kleine Varianten sind heute noch nicht rentabel umsetzbar“, moniert Schulze. Das hinderte ihn nicht daran, den Methangasschlepper zu kaufen: „Ich spiele gerne mit eigenem Treibstoff, ich probiere gerne etwas aus.“

Großanlagenbetreiber profitieren schon heute

T6.180 ist Vorzeigemodell von New Holland

Der Methangasschlepper T6.180 ist Aushängeschild von New Holland als „Clean Energy Leader“. Der Hersteller nennt folgende Zahlen: Der Schlepper fährt bei Einsatz von Biomethan CO2-neutral, verringert Partikel um 99 Prozent, Stickoxide um 70 Prozent sowie Kohlenmonoxid und Nicht-Methan Kohlenwasserstoffe um jeweils 90 Prozent.

Der Methangasschlepper steht für das Konzept „energieunabhängige Farm“: Die Nebenprodukte aus der Landwirtschaft werden zur Energieerzeugung genutzt, die Gasproduktion aus 100 Prozent Nebenprodukten ist CO2-neutral. Der Treibstoff kommt von der Biogasanlage in den Tank. Ende 2022 hat New Holland ein weiteres Projekt für die Zukunft, den T7 mit 270 PS für den Einsatz mit Bio-LNG, vorgestellt.

Sebastian Weilandt weiß: „Für Großanlagenbetreiber lohnt sich der Methangasschlepper schon heute. Wichtig sind aber auch Vorreiter in kleineren landwirtschaftlichen Betrieben. Hier müssen die Rahmenbedingungen, auch durch die Politik angepasst werden. Denn wir müssen irgendwo anfangen, damit das Thema wächst – wie bei allen Innovationen.”

Weilandt profitiert von seinem Kunden Martin Schulze: „Für mich als Verkäufer ist es toll, wenn ich über die Arbeit mit dem Schlepper reden kann, weil ich ihn selbst im Einsatz gesehen habe. Ich kann sagen: Schau ihn dir selbst an!“ Mit großen Unternehmen, die Biomethan herstellen, diskutieren Weilandt und seine Kolleg.innen bereits intensiv über das Thema.

Martin Schulze ist sicher, dass er mit dem Methangasschlepper bereits heute in die Zukunft investiert hat: „Die Zeiten kommen. Sie kommen über den Klimawandel.”